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Land in Sicht!

  • Autorenbild: Stephan
    Stephan
  • 29. Feb. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Zitiert aus "Grosser Süden" von Erik Orsenna & Isabelle Autissier: "Klipper und Skipper haben nur ein Ziel: Kap Hoorn hinter sich zu lassen und so schnell wie möglich aus seinem Gebiet herauszukommen. Erforscher der Antarktis haben ein anderes Ziel und eine andere Aufgabe: die Drake-Strasse zu überqueren, denn der weisse Kontinent liegt auf der anderen Seite. Und so versetzen Hoorn und Drake alle Seefahrer in Angst und Schrecken, aber sie gehen unterschiedlich damit um."


So unterschiedlich ergeht es uns tatsächlich bei der Überquerung der Drake. Obwohl Zeit und Raum nach spätestens 48 Stunden keine Rolle mehr spielen, geht es mir eigentlich ganz gut. Wir passieren Kap Hoorn an einem der Tage am frühen Nachmittag, leider bei sehr schlechter Sicht und etwas weit östlich, so dass wir kein Hoorn sehen können. Es schüttelt uns schon ganz schön durch.


Wir passieren irgendwann um den 59. Breitengrad herum die Konvergenzlinie, was bedeutet, dass wir ab jetzt in kalten Gewässern segeln. Die Wassertemperatur kühlt von 7-10 Grad auf 1-3 Grad ab. Wir erreichen antarktische Gewässer. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich in einiger Entfernung ein grosses Etwas auf, das sich als Eisberg entpuppt. Ab jetzt heisst es "Eiswache schieben". Immer zwei Crewmitglieder müssen nach Eisbergen Ausschau halten. Kerstin und ich haben eine super erste Wache bei Sonnenaufgang. Von nun an begleiten uns täglich Buckelwale, Pinguine, Seerobben und Minkwale in wechselnder Entfernung.


Wir sichten Land! Endlich! Livingston Island zur Linken mit seinem weissen Bergpanorama. Wunderschön! Dort wollen wir nach der Drake Passage zum ersten Mal vor Anker und an Land gehen und unsere Wunden lecken. Die Bucht Hannah Point soll einer der schönsten Ankerplätze sein mit einer See-Elefanten-Kolonie.

Leider folgt bald die Ernüchterung: die Bucht ist nach Südwesten offen und wir haben starken und noch stärker werdenen Wind aus - Südwest! D.h. wir müssen abdrehen und nehmen Kurs auf die 35 sm entfernt liegende Deception Island. Also noch einmal mindestens 6 h Segeln. Skipper Henk lässt mich ans Steuer, was mich sehr freut.


Nach schönem Segeln bei viel Wind kommen wir vor Deception Island an. Eine nur 250 m breite Einfahrt führt in den grossen Kratersee, der eine der am besten geschützten Ankerstellen der Antarktis ist. Was macht der Wind? Inzwischen hat es deutlich aufgefrischt und der Windmesser zeigt teilweise über 50 Knoten (!). Unmöglich, die Einfahrt in den Kratersee zu passieren. Wir entscheiden uns, vor der Insel auf 20 m Tiefe zu ankern und abzuwettern. Der Wind frischt weiter auf. Das Wasser und die Gischt stehen quer. Noch nie solchen Wind erlebt. Der Skipper ist seelenruhig, lässt 120 m Ankerkette fallen und hat vollstes Vertrauen in seinen Bruce-Anker. Aber immer noch kein Landgang in Sicht ..... Dafür werden wir entschädigt mit dem Blick auf eine riesige Pinguinkolonie vor imposanter Felskulisse. Man kann die Tiere nicht nur sehen, sondern auch ziemlich gut riechen. Kerstin hat Küchendienst mit unserer coolen 1. Mate. Es gibt Bohneneintopf mit zwielichtigen Würstchen. Die Mannschaft ist guter Dinge und fiebert dem ersten Landgang entgegen. Mitten in der Nacht verlegen wir uns einmal und setzen den Anker neu. Der Wind bläst inzwischen mit 60 Knoten. Wir fühlen uns aber sicher und gewinnen immer mehr Vertrauen in die gute "Sarah Vorwerk".


Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei und wir fahren durch die enge Einfahrt in den Kratersee und haben - inzwischen ist Sonntag - nach 7 Tagen wieder festen Boden unter den Füssen.




ree

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