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Altbekanntes und Neuentdecktes

  • Autorenbild: Kerstin
    Kerstin
  • 6. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Man kann ja nicht lange schlafen, wenn das Kojenklima sich anfühlt wie im brasilianischen Regenwald. Der frühe Morgen an Deck hat aber seinen ganz speziellen Reiz (dazu gibt es bereits einen älteren Blogbeitrag). Es muss nur die Entscheidung getroffen werden, ob man zuerst ins Wasser springt oder vorher eine Tasse Kaffee geniesst, während man die Natur und/oder das Dorf am Ufer beim Erwachen beobachtet. Heute fällt das Los auf Kaffee. Danach wird ein paarmal das Boot umschwommen, begleitet von neugierigen Fischschwärmen, die später noch ihre Ration Brotkrümel erhalten werden. Mit dem Tauchermesser entfernt Stephan eine Miesmuschelbank von unserem Ruder. Die hätten fast schon für ein Abendessen gereicht! Wir möchten nach Rava segeln, eine kleinere Insel auf der Ostseite von Dugi Otok. Die Winde sollen günstig sein, das dortige Bojenfeld sicher genug für die nachts aufkommende Bora (die übrigens entgegen der Prognose schon letzte Nacht ausgeblieben ist). Wir lösen die Leinen und setzen die Segel. Ab geht’s nach Südosten! Dafür kommt der stetige Nordwestwind wie gerufen. Ruby geniesst den achterlichen Wind und liefert sich über weite Strecken ein kleines Rennen mit einer ebenfalls klassischen Yacht unter dänischer Flagge, die nur die Genua oben hat. Beide liegen Kopf an Kopf (Bug an Bug?), bis die Dänen schliesslich nach Iž, der Insel mit Eule, abbiegen. Viele entgegenkommende Schiffe fahren Stange; ihnen ist das Aufkreuzen wohl zu mühsam. Delfine kreuzen auch nicht auf, was ist los mit denen? Wir wundern uns, dass sehr grosse Fähren offensichtlich in sehr kleine Häfen reinpassen und erreichen am Nachmittag unser Ziel, das Bojenfeld von Mala Rava. Auch hier scheinen die Bojen erneuert worden zu sein, und es gibt noch reichlich Platz. Wir fangen eine Boje und stellen als erstes fest, dass das Wasserballfeld nicht mehr existiert, in dem früher immer eifrig trainiert wurde. Sonst sieht alles aus wie immer, nur eine grosse Motoryacht, die am Pier liegt und Jetskis dabei hat, lässt uns misstrauisch werden, ob die altbekannte Idylle inzwischen den lärmenden Hobbys von Speedfanatikern zum Opfer gefallen ist. Sie ist es nicht. Alle sitzen und gucken. Nur der deutsche Bojennachbar muss alle 5 Minuten ein anderes seiner mitgeführten Gadgets ausprobieren (SUP, Dinghi usw.). Das amüsiert uns eher als dass es stört, da die wenigsten Menschen, die auf einem SUP stehen, wirklich elegant dabei aussehen, vor allem dann nicht, wenn sie in einer mässig modernen Unterhose „SUPpen“.

Nach dem üblichen Programm von Baden, Lesen, Gucken und Anlegekaltgetränk Konsumieren bereiten wir unser Nachtmahl zu (Landgang mit Konobabesuch schwierig wegen: siehe letzter Beitrag) und üben dabei die Gemüsesorten auf Kroatisch. Meine Favourites sind tikvica und padliđan!

Wir warten auf die Bora, die es sich aber mal wieder anders überlegt hat, und schmieden Pläne für den nächsten Tag.

Der beginnt mit Schwimmen und Kaffee (in dieser Reihenfolge). Wir studieren die verschiedenen Wind-Apps, die übereinstimmend zuerst Nordwind, dann Nordost, dann Nordwest und dann Westwind vorhersagen. Also los, die Alternativziele heissen, je nach tatsächlicher Windrichtung, Silba oder Olib. Wir verlassen Mala Rava bei - Südwind… Der pustet allerdings nur sehr schwächlich und dreht dann in der Tat auf nördliche Richtungen. Ruby darf somit erstmals ausgiebig auf Amwindkurs segeln, was sie auch mit Freude tut. Die Matrosin steuert das Schiff ebenfalls freudig zwischen den Eilanden hindurch, bis der Wind abnimmt und der Skipper wieder ans Ruder darf. Steuern bei wenig Wind liebt die Matrosin nämlich nicht so sehr. Und wo sind eigentlich die Delfine?

Wir entscheiden uns letztlich für die Bucht Sv. Nikola auf Olib, die sich 1. wegen der Windverhältnisse besser anbietet und die wir 2. noch nicht kennen. Eine perfekte Wahl! Ein kleines Bojenfeld mit Kapelle im Hintergrund und Blick auf die umliegende Inselwelt erwartet uns. Es liegen nur einige wenige Eignerschiffe dort, das Wasser leuchtet türkis.

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Und wieder haben wir in unserem Heimatrevier etwas Neues entdeckt, das man ohne Übertreibung als Highlight bezeichnen kann. Unsere verbleibende Lebenszeit reicht gar nicht mehr aus, um alle Buchten der Region zu beankern…

Nach einer morgendlichen Yogasession

klingt unser Törn langsam aus im Süden von Cres, nämlich in Pogana.

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Auf dem Weg dorthin, vor Orulje, erbarmt sich ein einsamer Delfin und zeigt sich, einmal genervt schnaufend, der Ruby-Besatzung. Wir schnappen uns eine Boje in Pogana und kehren am Abend in der altbekannten Beiz auf eine Dorade ein. Die Chefin lässt sich darauf ein, unsere Bestellung auf Kroatisch entgegenzunehmen, obwohl sie eigentlich perfekt Deutsch spricht. Die meisten Gäste sind Stammpublikum, man hört Deutsch, Österreichisch und Italienisch.

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Wir nehmen jedes anlandende Dinghi in Augenschein und registrieren Marke, Grösse und Wulstdicke, da wir ja ein neues bestellen müssen. Unsere italienischen Nachbarn aus Molat, die mit ihrem 28-Fuss-Boot wohl aus Italien rübergesegelt und uns durch ihre extravagante Bojenfangtechnik aufgefallen sind (ohne Bootshaken, sie auf dem Bauch auf dem Vorschiff liegend), sind auch wieder mit von der Partie. Abends, wieder an Bord, gibt es eine stundenlange Gesangsdarbietung einer deutschen Chartercrew mit Gitarrenbegleitung. Das nervt erst, als die Österreicher auf dem Katamaran nebenan gleichzuziehen versuchen und zu ohrenbetäubenden Après-Ski-Schlagern aus der Dose mitgrölen. Irgendwann ist aber Ruhe, und man hört nur noch die legendären Eintonvögel (huh……..huh).

Der folgende Morgen beginnt bewölkt, und im Verlauf sind Gewitter angesagt. Die Temperatur ist aber eher noch gestiegen, man hält es am besten im Wasser aus. Um 17 Uhr wollen wir durch den Kanal fahren, also haben wir es nicht eilig und brechen erst am Nachmittag auf. Das Gewitter ist vorbeigezogen, es herrscht Windstille in der Pogana-Bucht. Stephan konsultiert noch einmal Windy. Die App zeigt aktuell Bora von 25-30 Knoten an! Das kann man ja wieder mal vergessen, sagen wir uns und motoren um die Südspitze von Cres.

Dort knallt uns eine waschechte Bora auf die Nase, von der um die Ecke kein Lüftchen zu spüren war! Diesmal haben wir keine Lust zum Aufkreuzen und fahren unter Motor nach Osor, wo wir uns bis zum Brückenschwenk an eine Boje legen. Nach der Kanaldurchquerung steuern wir für die Nacht noch einmal Ustrine an, begleitet von den Italienern mit ihrem kleinen Boot, die auch in unserer Lieblingsbucht Unterschlupf finden.

Die Ustrineschafe blöken uns in den Schlaf.

 
 
 

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