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Ankern um die Ecke

  • Autorenbild: Kerstin
    Kerstin
  • 28. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Die Batterien sind also am Ende. Die Werft unseres Vertrauens macht uns klar, dass auch die Verbraucherbatterien nicht mehr wirklich frisch sind. Komisch, die haben wir doch erst kürzlich ersetzt? Ein Blick ins Bordhandbuch zeigt: die letzte Überprüfung war 2022, und da waren die Dinger auch schon 2 Jahre alt. Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell!

Der Mechaniker bestellt uns 4 neue Batterien und verspricht, diese am Folgetag einzubauen. Wir sollen um 8 Uhr in der Werft sein, die Batterien werden mit einer der ersten Fähren erwartet. Bis dahin dürfen wir den Motor ganz normal starten, und auch Ankern sollte kein Problem sein, wobei der Fachmann dafür keine 100% Garantie übernehmen will.

Wir beraten kurz und sind uns einig, dass ein weiterer Tag bei der Hitze in der Marina nervt. Also wollen wir uns ein wenig Törnfeeling gönnen und motoren in die Valun-Bucht, wo wir in einer der ersten Buchten auf der linken Seite vor Anker gehen. Das ist sozusagen um die Ecke von der Hafenausfahrt Cres. Am späten Vormittag liegen dort nur 2 andere Boote. Wir werfen den Anker in der Mitte der Bucht auf knapp 20 Meter und liegen perfekt. Ich versuche den Skipper trotzdem zu einer Landfeste zu überreden, weil es an beiden Seiten der Bucht äusserst geeignete Poller dafür gibt, aber er geht auf mein Flehen nicht ein. Nie darf ich eine Landfeste ausbringen!

Sofort fühlen wir wieder das Boatlife. Zikaden zirpen, Pinienduft umweht uns, Eichelhäher krächzen, und hier und da blökt ein Schaf. Das Wasser: karibisch. Dass noch einige Tagesbadegäste angeschippert kommen, stört uns wenig, denn alle sind friedlich. Was für eine Traumbucht in unmittelbarer Nähe unseres Heimathafens! Wir sind uns einig, dass wir öfters mal einen Tagesausflug hierher unternehmen werden. Digital Detox ist inbegriffen, da wir trotz Nähe zu Cres kein Handynetz haben. Etwas misslich, da die Werft uns nochmals kontaktieren möchte wegen eines Kostenvoranschlags. Irgendwie klappt das trotzdem, da zwischendurch immer mal kurz 2 Balken 4G aufblitzen. Ansonsten: sitzen, gucken, chillen, baden, entschleunigen. Gar nicht schlimm, dass wir morgen nochmal nach Cres zurück müssen. Der Bootsurlaub hat begonnen.

Wir teilen die Bucht nur mit einem weiteren Übernachtungsboot, das nahe am Ufer liegt. Der Tag beginnt früh, denn wir sollen ja um 8 in der Werft sein. Allerdings: wegen hohem Verkehrsaufkommen an der Fähre von Valbiska verzögert sich die Lieferung. Unsere Batterien warten auf Krk auf die Überfahrt und werden frühestens um 11, wenn nicht erst um 12 in der Werft erwartet.

Wir dümpeln langsam zurück, während der Skipper noch einige Telefonate erledigt. Gegen Mittag machen wir in Bruthitze in der Werft fest, bunkern frisches Wasser und laden die elektronischen Geräte auf. Der Werftguy verkündet, die Batterien seien immer noch nicht da, würden aber jeden Moment erwartet. Unsere Vermutung ist, dass das Team erstmal Mittagspause machen muss…

Schliesslich wuchten die Jungs schwitzend die schweren Batterien über die wackelige Hühnerleiter von Gangway aufs Boot und sind flugs mit der Montage fertig. Stephan bittet sie zum Schluss noch einen Blick auf den Alternator zu werfen, damit nicht doch noch der Keilriemen dran glauben muss. Und plötzlich macht sich Unsicherheit breit. Ah ja, der Alternator, der könnte ja auch was damit zu tun haben. Ratlos erfolgt ein Anruf an den alteingesessenen Inselelektriker Branko, der mit uns beleidigt ist, weil wir in grauer Vorzeit mal einen kleinen Geldbetrag vergessen haben zu bezahlen. Nach einigem Hin und Her (ihr braucht einen neuen Alternator, dieser ist zu klein, aber das können wir erst im Winter machen; ah nein doch nicht, der Alternator ist in Ordnung; beobachtet mal, wie viel Spannung auf den Batterien ist…) erhalten wir das Go für den endgültigen Aufbruch nach Süden.

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Zum zweiten Mal auf diesem Törn passieren wir die uns so ans Herz gewachsene Leuchtturminsel hinter Kap Pernat. Meine Augen scannen ja immer die Wasseroberfläche, und kurz hinter dem Inselchen erspähen sie: einen gigantischen Thunfisch, der senkrecht aus dem Wasser springt! „Stephan, ein gigantischer Thunfisch ist gerade senkrecht aus dem Wasser gesprungen!“ rufe ich dem Skipper aufgeregt zu. Ein ähnliches Schauspiel hatten wir auf unserem letzten Herbsttörn, und Stegnachbar Thorsten hatte uns bestätigt, das hier ja die Thunfischroute vorbeilaufe. Jedenfalls verlangsamen wir die Fahrt und scannen nochmals das glitzernde Meer. Und dann: mehrere Delfine ziehen eine Sprungshow ab, und mittendrin zeigt sich wieder der Thunfisch. Oder ein anderer, wer kann das schon sagen. Was für ein Schauspiel! Es ist, als ob wir für die lange Warterei und den schleppenden Start nun entschädigt würden.

Guten Mutes grüssen wir Lubenice, wie es auf seiner Klippe thront, lassen die blaue Grotte hinter uns, winken links rüber nach Martinsčića und rechts rüber nach Zeča, bis wir schliesslich in Ustrine ankommen und neben ein, zwei weiteren Boaties unseren Anker mit Blick auf den Televrin und den Kirchturm von Osor fallen lassen. 100 Mal gesehen, immer noch wunderschön. Der Ladezustand der Batterien zeigt über 90%. Morgen früh soll es endlich durch den Kanal gehen.

 
 
 

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