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Ilovik mal anders

  • Autorenbild: Kerstin
    Kerstin
  • 29. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Vieles in Kroatien hat sich über die Jahrzehnte verändert: der Tourismus, insbesondere in der Nebensaison, hat zugenommen. Beliebt ist beispielsweise das Inselhüpfen mit Fahrrad und Schiff, wo man mit einem stabilen Holzschiff und Fahrrädern von Insel zu Insel transportiert wird und dort jeweils eine geführte Gruppentour auf dem Bike unternimmt. Geschlafen wird in Kabinen auf dem Schiff.

Es wird auch mehr gewandert, gerne im Frühling und im Herbst bei angenehmen Temperaturen. Das hat zur Folge, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Gastronomiebetriebe ganzjährig geöffnet haben. Neue Hotels entstehen, zum Glück bei uns im Kvarner in überschaubarem Rahmen. Sogar ein Golfplatz im Süden der Insel Cres ist anscheinend in Planung! Seit der Einführung des Euros sind auch die Preise massiv gestiegen. Geht man im „Restoran“ essen, zahlt man mittlerweile nicht selten so viel wie zu Hause in der Schweiz.

Aber eine Sache ist immer noch gleich: die Brücke in Osor, die den Kanal zwischen den Inseln Cres und Lošinj überspannt, öffnet sich jeden Morgen um 9 und jeden Nachmittag um 17 Uhr, um Schiffe durchzulassen. Der Autoverkehr wird dazu angehalten, und der „Brückenmann“ kurbelt und kurbelt, so dass die Brücke zur Seite schwenkt. Sobald sie ganz geöffnet ist, fordert der Brückenmann die wartenden Boote mit einer Trillerpfeife zur Durchfahrt auf. Diese folgt nach strengen Regeln: zuerst dürfen die Boote von Süden nach Norden passieren. Regelmässig entsteht Chaos, wer zuerst losfährt. Die wartenden Schiffe auf der Nordseite müssen genügend Abstand zur Kanaleinfahrt halten, damit es mit denen aus dem Süden keine Kollision gibt. Lässt man allerdings die Distanz zu gross werden, kann es vorkommen, dass der Brückenmann hektisch winkt und in die Pfeife trillert, damit die Nördler endlich durchfahren. Schliesslich sollen die Autos nicht unnötig lange warten müssen.

Diesmal kommen wir aus dem Norden nach Osor und sind schon deutlich vor 9 Uhr da, so dass wir noch einige Kreise drehen können. Gemeinsam mit uns scheinen nur ein oder zwei andere Boote durchfahren zu wollen.

Um 9 ist noch kein Brückenmann zu sehen. Erst mit einigen Minuten Verspätung beginnt er mit der Kurbelei. Wir sehen ein paar wartende Masten im Süden, aber als die Passage endlich beginnt, sind wir doch überrascht über die mehr als 20 Boote, die uns entgegenkommen. Die meisten müssen wohl am Wochenende ihr Charterschiff in Pula zurückgeben und sind schon auf dem Heimweg. Ein schönes Bild, wenn alle nach der Kanaldurchfahrt die Segel setzen und nach Istrien rauschen!

Wir sind das erste Segelboot aus dem Norden, doch da mogelt sich noch ein Motorboot vor uns, das an der Kaimauer gewartet hat. Na ja, dann halt nicht Erster. Der Brückenmann gestikuliert und trillert schon. Die Zuschauer*innen am Kanalufer winken uns und wünschen gute Reise. Wie oft haben wir den Brückenschwenk schon erlebt, sowohl als Zuschauende (gerne vom Frühstückstisch auf dem Campingplatz aus) als auch auf dem Boot. Auch das verliert in der Wiederholung niemals seinen Reiz. Diesmal steht allerdings niemand am Ufer, den wir kennen (ausser dem Dorfladenbesitzer, aber den kennt nur Stephan 😜).

So richtet Ruby den Bug weiter nach Süden und motort uns vorbei an Nerezine, Mali und Veli Lošinj nach Ilovik. Leider gibt es keinen brauchbaren Segelwind. Wir möchten diesmal nicht in Ilovik ins Bojenfeld gehen, sondern in der Bucht im Süden der Insel ankern. Es soll kräftigen Nordwind geben in der Nacht, so dass wir dort gut geschützt sein müssten.

Wir finden eine grosszügige Bucht mit Sandboden und türkisblauem Wasser vor. Viele Boote, hauptsächlich Motorboote, ankern dort schon. Trotzdem finden wir noch ein geeignetes Plätzchen und machen Ruby für die Nacht sturmfest. Zuvor schwimmt Stephan zum benachbarten Motorboot und erkundigt sich freundlich, ob der Skipper dort zu übernachten gedenke. Er liegt nämlich gefährlich nahe an Ruby, und bei der erwarteten Änderung der Windrichtung befürchten wir Probleme. Der Nachbar erklärt bleiben zu wollen, würde aber seinen Anker neu setzen. Die Information über herannahenden Starkwind scheint ihn allerdings zu überraschen. Schlussendlich lichtet er den Anker und fährt von dannen!

Nachts um 3 fegt tatsächlich eine ordentliche Bora über die Bucht, aber unser Schiff schüttelt sich nur ein wenig, und wir schlafen trotzdem recht gut. Der Anker hält bombenfest. Am Morgen ist der Spuk schon vorbei, und das erwachende Meer begrüsst uns, als könnte es kein Wässerchen trüben.



 
 
 

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