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SeaHelp aus Panama

  • Autorenbild: Kerstin
    Kerstin
  • 23. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Wir haben schon Juni, und Entzugserscheinungen stellen sich ein. Seit Ende Oktober sind wir nicht mehr vernünftig gesegelt, haben Ruby nur zwischendurch mal besucht und ihr neue Entfeuchter spendiert. Das Ansegeln mit Brendanus endete in einem Desaster, das einen eigenen Blogbeitrag wert wäre. Die Kurzversion: eine lockere Minischraube in der Antriebswelle führte zu massivem Wassereinbruch mit Salzwasserflutung des Motors, was wiederum einen längeren Grosseinsatz unserer Haus-und Hof-Werft in der Marina Genova nach sich zog. Werftboss Andrea begrüsst uns inzwischen mit Handschlag, weil wir wahrscheinlich seine besten Auftraggeber sind.

Jetzt aber haben wir gut zwei Wochen Urlaub und bereiten Ruby für einen Frühsommertörn zwischen Kvarner und Kornaten vor. Neben Saharastaub abduschen und Proviant verstauen müssen auch das neue Dinghy aufgepumpt und sämtliche Ausrüstungsgegenstände aus dem Winterschlaf erweckt werden.

Wir kommen gut voran, obwohl das Arbeiten auf und unter Deck bei der Hitze eine schweisstreibende Angelegenheit ist. Einem unserer neuen Stegnachbarn ist der Probelauf unseres Motors offenbar ein Dorn im Auge (oder Ohr). Wir versuchen seine schlauen Anmerkungen freundlich zu ignorieren.

Kurze Zeit nach Anschluss des Landstromkabels läuft unser Ladegerät heiss. Irgendwie laden sich die Batterien auch nicht richtig auf. Wäre ja auch ein Wunder, wenn mal nix wäre. Ist das ältliche Ladegerät am Sterben, oder liegt es an einer der Verbraucherbatterien? Wir hängen den Landstrom ab, drehen den Kühlschrank auf kleinste Stufe und schliessen das Solarpanel an. Siehe da: langsam steigt der Batterieladezustand. Auch unter Motor kriegen wir die Batterien aufgeladen. Stephan testet alle nochmal mit dem Multimeter und befindet sie für gut. Es muss wohl am Ladegerät liegen. Das brauchen wir für den bevorstehenden Törn nicht, weil wir ankern oder vor Boje gehen und keinen Landstrom anschliessen werden. Wir rödeln noch dies und das, und am Montag verlassen wir Steg und Marina bei strahlendem Wetter und Null Wind aus West.

An der Tankstelle erleben wir die erste Überraschung: vor uns legt ein dickes Motorboot an und macht tatsächlich so fest, dass wir noch davor passen! Stephan kommt mit dem netten Skipper, einem Kroaten aus Šibenik, ins Gespräch, nicht ohne sich zu bedanken. Es gibt also auch rücksichtsvolle Motorbötler 😜.

Mit vollgetanktem Schiff und alsbald gehisstem Grosssegel tuckern wir um Kap Pernat herum, wo uns ein leichter, aber zunehmend auffrischender Südwind auf die Nase weht. Der Motor bleibt noch an, da wir die Batterien möglichst weit aufladen wollen.

Bei 10 Knoten Süd können wir nicht mehr widerstehen und holen die Genua raus. Zwar weichen wir vom Kurs ab (Ankern in Ustrine ist geplant), aber dafür rauschen wir vor dem Wind Richtung Istrien. Bevor wir euphorisch werden, holt uns ein nie dagewesener Alarm auf den Boden der Tatsachen zurück. Etwas piepst und blinkt am Motorpanel: Batteriealarm! Diverse Kontrollgänge lassen uns beissenden Schwefelgeruch unter Deck und eine völlig überhitzte Starterbatterie feststellen. Nicht gut. Immerhin segeln wir. Nach Istrien zwar, aber wir segeln. Wir diskutieren die Optionen: nach Ustrine segeln und dort SeaHelp anrufen. Schon heute um 5 statt morgen um 9 durch den Kanal fahren und die Werft in Nerezine zwecks neuer Batterie ansteuern. Direkt an Ort und Stelle SeaHelp anrufen. Umdrehen nach Cres und dort in der Werft Batterie kaufen. Kann man überhaupt den Motor nochmal starten mit einer intakten und einer kaputten Batterie? Und wieso flackert der Navigationsbildschirm? Was haben wir damals in Elsfleet auf dem Überlebenstraining in punkto Feuer an Bord gelernt?

Während ich am Ruder versuche, keine Patenthalse zu fahren, ist Stephan am Telefon. SeaHelp? Nein, er hat unseren Weltumsegelungsfreund Martin an der Strippe. Gut, dass der Frühaufsteher ist, in Panama ist es nämlich aktuell 6 Uhr morgens! Aber Martin hat bereits sein early-morning-Yoga hinter sich und lässt sich interessiert den Sachverhalt schildern. Seine Ferndiagnose: möglicherweise ist der Regler für den Alternator, der eine Überladung der Batterien verhindert (so habe ich es verstanden), defekt. Die Lösung: wir sollen den Keilriemen ausbauen oder, falls wir kein Werkzeug dafür zur Hand hätten, den Keilriemen einfach durchsäbeln. Dann ab in die Werft und neue Batterien kaufen.

Wir…..zögern. Das erscheint uns doch etwas zu rabiat. Ich würde jetzt gerne eine Halse fahren, aber Stephan facetimet weiter mit Martin. Sie schauen sich die Kabel an und beschliessen, die defekte Batterie abzuklemmen. Danach soll der Motor gestartet und kurz darauf die Spannung der intakten Batterie überprüft werden. Ist diese normal, liegt es nicht am Regler, wir müssen keinen Keilriemen abschneiden und können mit einer Starterbatterie zurück nach Cres fahren.

So machen wir es, und siehe da, die überlebende Batterie tut ordnungsgemäss ihren Dienst, und der erst kürzlich ausgewechselte Keilriemen hat nochmal Glück gehabt.

Wir überlegen uns, den Mitgliedsbeitrag für SeaHelp künftig an Martin zu zahlen. Vielen Dank für die wertvollen Tipps!

Ich halse nun endlich, und wir segeln bei perfektem Halbwind heim. So war das nicht vorgesehen, aber ein schöner Segeltag war‘s trotzdem. Unsere Werft hat zwei Batterien bestellt, die sie morgen einbauen wird. Durch den Kanal geht es also frühestens am Dienstag um 5. Falls nicht das nächste Ungemach auf uns wartet…

 
 
 

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