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Tropennacht, Rettungsmanöver und ein bockiger Aussenborder

  • Autorenbild: Kerstin
    Kerstin
  • 15. Juli 2021
  • 3 Min. Lesezeit

In Tovarnele kann man bei unglaublichem Weitblick auf die umliegende Inselwelt vorzügliche Pizza geniessen, aber an erholsamen Schlaf an der Mole ist kaum zu denken. Reichlich Schwell aus Westen sorgt dafür, dass Ruby schwankt wie ein Schaukelpferd und unsere Heckklampen einer massiven Belastungsprobe ausgesetzt werden. Zudem herrscht unter Deck eine Nachttemperatur von gefühlt 70 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit wie in den Tropen. Stephan und ich begegnen uns gegen 2 Uhr an Deck und verbringen den Rest der Nacht ebendort: Stephan im Cockpit auf unserem Fatboy, ich am Bug auf dem umgedrehten Dinghi. Tatsächlich finden wir so noch etwas Schlaf.

Eigentlich hatten wir einen weiteren Tag an diesem entspannten Ort bleiben wollen, aber Ruby liegt so unruhig, dass wir ihr zuliebe zum Aufbruch blasen. Ausserdem weht uns ein frischer Nordwest um die Nase (nicht angesagt!), der fantastisches Segeln verspricht. Ruby freut sich und richtet den Bug gen Südpitze der Insel Cres. Nach reichlich frühmorgendlichem Segelspass laufen wir im Bojenfeld Kolorat ein. Dort erhoffen wir uns einen ruhigen und sicheren Übernachtungsplatz bei angekündigter Bora für die kommende Nacht. Perfektes Bojenmanöver, Baden, Lesen, Essen, Schlafen. Dem Skipper gefällt‘s, er möchte noch einen Tag verweilen. So beobachten wir die amerikanische Motorboot-Nachbarin beim Nacktyoga auf dem SUP und diverses Kommen und Gehen im Bojenfeld.

Die Bora weht übrigens den ganzen Tag recht zünftig, so dass wir froh über unser geschütztes Plätzchen sind.

Dann wird es aber Zeit, das Schiff wieder zu bewegen. Wir verlassen die Bucht und wollen spontan entscheiden, wohin die Reise weitergeht. Pogana (mit möglichem Restaurantbesuch) oder direkt weiter nach Osor? Die Entscheidung wird auch noch davon abhängen, welchen Standort unsere befreundete Familie aus Alpnach uns mitteilt, die gerade mit einer Charteryacht aus Pula Richtung Süden unterwegs ist. Ein Treffen wäre ja cool.

Noch in der Bucht geht das Grosssegel nach oben (Lümmelbeschlag wird vorher überprüft), dann überrascht uns ein zünftiger Westwind, der die Pläne sofort über den Haufen wirft. Es muss gesegelt werden, solange der Wind stimmt! Also auf nach Ilovik!

Wir segeln mit vollem Tuch zwischen Losinj und Orulje durch, verzichten sogar auf den Badestopp im dortigen Karibikwasser, weil‘s einfach gerade so viel Spass macht. Die Alpnacher melden, inzwischen in Unije gelandet zu sein, aber das passt für uns weniger.

Plötzlich, in Sichtweite der hübschen Insel Ilovik, ein Schrei von Stephan: Boje über Bord! Wir fahren mit Vergnügen ein paar Rettungsmanöver bei diesen perfekten Segelbedingungen und haben schliesslich unseren in Seenot geratenen Kugelfender wieder an Bord.

Im Kanal von Ilovik ergattern wir eine der begehrten Bojen (leider erst beim 2. Versuch…) und liegen mal wieder neben Schweizern mit einer schönen alten Amel.

Dann die übliche Diskussion: Aussenborder fürs Dinghi flottmachen oder an Land paddeln? Stephan, der die Aussenborderarie hasst, ist natürlich für Paddeln, aber ich kann ihn überzeugen, dass Distanz, Strömung und Wind ganz klar für Motorunterstützung sprechen. Das Teil also ins Dinghi gehievt, Benzinstand kontrolliert, Startstrippe gezogen wie ein Berserker - der Motor gibt keinen Mucks von sich. Unzählige Strippenzüge später nimmt mein genervter Mann im schaukelnden Beiboot den Aussenborder auseinander, weil Kerstin Schlaufuchs der Meinung ist, es müsse an den Zündkerzen liegen.

Daran liegt es nicht. Die Stimmung auf dem Nullpunkt, rudern wir unser mit funktionlosem Motor bestücktes Dinghi zum Dorfanleger, um wenigstens unsere knurrenden Mägen zu besänftigen. Immerhin entschädigt uns die Blumeninsel mit einem schmackhaften Fischmenü. Auf das EM-Endspiel verzichten wir, sind wir doch umzingelt von italienischen Yachten und werden wohl durch entsprechendes Geschrei über den Spielstand informiert werden. Der erwartete Schlauchbootcorso findet, vielleicht wegen der vorgerückten Stunde, allerdings nicht statt. Nach Kaffee und Morgenschwimm brechen wir in aller Ruhe auf nach Osor - coming „home“.

 
 
 

1 Kommentar


19hwi39
19hwi39
16. Juli 2021

wie wär's mit einem elektrischen antrieb für euer dinghi? auslaufsichere batterien gibt es und lassen sich auch leichter händeln als der motor.

Abi

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